Euer Engagement für Soziokultur in der Zwickauer Region

Dienstag
21 Apr
2020

Soziokultur lebt vom Kontakt mit Menschen vor Ort. Dies macht es in der Corona-Pandemie sehr schwer für den Verein Alter Gasometer, denn es können keine Projekte und Veranstaltungen stattfinden. Der Verein entwickelte in den letzten Wochen zwar eine Vielzahl von Hilfsangeboten und interaktiven Onlineangeboten, aber dennoch fehlt uns auch ein erheblicher Teil unserer Einnahmen. Das ist, wenn es über eine längere Zeit geht, leider existenzbedrohend.

Gegenwärtig bleibt für den Verein die Zukunft offen. Nach der behördlichen Untersagung unserer Arbeit seit dem 13. März fehlen noch immer konkrete finanzielle Unterstützungen für Einnahmeausfälle durch den Wegfall von Veranstaltungen. Zudem stellt die Stadt Zwickau ab sofort ihre Zahlungen an den Verein wegen der städtischen Haushaltssperre ein. Ob, Wann und in welcher Höhe Gelder in 2020 gezahlt werden können ist zudem ungewiss, teilt die Stadt mit.

Auch wenn wir wissen, dass sich die meisten unserer befreundeten Einrichtungen des Vereins ebenfalls in prekären Lagen befinden, hoffen wir, dass wir auf Euren Support zählen können.

Für den Alter Gasometer e.V. zu spenden ist deshalb ein Weg, dabei zu helfen, dass es nach der Krise noch eine vielfältige Soziokultur in der Zwickauer Region gibt.

Möglichkeiten gibt es in unserem Bereich Spenden.

Alter Gasometer dunkel
Spenden, damit es nicht finster wird für den Alten Gasometer.

2020 – Jubiläum vs. Corona

Das Jahr 2020 sollte ein ganz besonderes Jahr für unseren Verein werden, denn es stehen gleich mehrere Jubiläen an. Das Gebäude Alter Gasometer wurde vor 145 Jahre als Gaslager fertiggestellt und zählt heute zu den bedeutenden Industriedenkmalen Zwickaus. Vor 20 Jahren, am 23. August 2000 konnte nach rund 15 Monaten Sanierungszeit, der Alte Gasometer, nunmehr durch den Verein Alter Gasometer wiedereröffnet werden. Unser Verein ist das Ergebnis einer Entwicklungsgeschichte, die im Herbst 1989 begann. Der erste öffentliche Aktionstag fand vor 30 Jahre, am 1. September 1990 in der Inneren Plausche Straße statt.

Ausführliche Informationen zu unseren Jubiläen finden sie hier.

Nun hat der Corona Virus das öffentliche und private Leben seit Anfang März fest im Griff. Die Folgen für Mensch und Wirtschaft sind nicht absehbar. Die Sorge um die eigene Gesundheit und die Gesundheit von Familienangehörigen und Freunden steht dabei an erster Stelle. Aber auch existenzielle Sorgen kommen schnell dazu. Mit der behördlichen Schließung all unserer Angebote im Alten Gasometer als auch an externen Stellen seit dem 13. März und auf unbestimmte Zeit nimmt auch der wirtschaftliche Druck für den Verein Alter Gasometer täglich zu.

Hohe Einnahmeverluste – kaum staatliche Hilfen bisher

Seit rund 5 Wochen (Stand 20.04) bleiben Einnahmen, insbesondere in unserem Kulturbereich aus. Rund 25.000€ sind dies monatlich. Und noch ist ein Ende der durch die Behörden festgelegten Schließzeit nicht abzusehen. Am 30. April entscheidet die Bund-Länder-Kommission über weitere Lockerungen. Folgend immer im 14-tägigen Zyklus. Sollte insbesondere der Kulturbetrieb nicht zeitnah anlaufen können, summieren sich Einnahmeverluste schnell in einen sechsstelligen Bereich.

Natürlich haben wir im Rahmen unserer und der gesetzlichen Möglichkeiten Kosten reduziert oder verschoben. So stunden wir Sozialabgaben, GEMA und KSK-Kosten und arbeiten an Steuerentlastungen. Personalkosten reduzieren sich über erste Kurzarbeitsmodelle. Unabhängig von ersten Reduzierungen lassen sich aber nicht alle (vertraglichen) Kosten ohne weiteres minimieren. Auch nicht mit dem Blick, bei Möglichkeit, den Betrieb wieder zügig anlaufen zu lassen. Die Vorbereitungen dafür laufen stetig. In den letzten Wochen galt es Künstlerauftritte, Kinoveranstaltungen, Einmietungen abzusagen, zu verschieben oder umzubuchen. Daran wird nichts verdient, man macht Zusatzarbeit und verursacht zusätzliche vorzufinanzierende Kosten, ohne Einnahmen zu generieren.

Uns ist bewusst: Kultur wurde mit als Erstes abgesagt und Kultur wird mit die letzte sein, die nach Ende des Corona-Lockdowns wieder möglich sein wird. Insofern betrifft der Lockdown uns ganz besonders hart, wie nur wenige andere Branchen. Monate komplett ohne Einnahmen, bei gleichzeitig weiterlaufenden Kosten! Und dies betrifft nicht nur uns – an jeder durch uns initiierten oder begleiteten Kulturveranstaltung hängen eine Vielzahl von Partnern: Servicekräfte, Techniker, Security, Fotografen, Caterer, Hotels, Blumenläden und mehr.

Als gemeinnütziger Verein mit mehr wie 10 Mitarbeiter*innen stehen uns aktuell kein Hilfsfonds seitens des Bundes, des Landes Sachsen, dem Landkreis oder der Stadt Zwickau zur Verfügung. Seit rund 4 Wochen stehen wir hier intensivste im Austausch mit Bundes- und Landespolitikern und Verwaltungen. Bisher konnte uns (und vielen anderen vergleichbaren Kultureinrichtungen) nicht geholfen werden.

In der aktuellen Situation gibt es keine einfachen wirtschaftlichen Lösungen. Kredite helfen uns nicht weiter. Darlehen im sechsstelligen Bereich zur Absicherung von Liquiditätsengpässen können wir nicht ohne weiteres zurückzahlen. Einerseits akzeptieren unsere Fördermittelgeber Tilgungen nicht als zuwendungsfähige Ausgaben, anderseits können wir nach der Corona-Krise nicht einfach mehr produzieren – wir können nicht doppelt so viel Veranstaltungen durchführen, nicht doppelt so viel Getränke verkaufen und die Zahl der möglichen Konzerte in der Zwickauer Region ist auch dadurch begrenzt, dass die Gästezahl begrenzt ist und sich nicht beliebig steigern lässt.

Es droht die Zahlungsunfähigkeit noch im Sommer. In dieser Situation benötigen wir Euch und Sie.

Aber nicht nur auf diese Unterstützung sind wir angewiesen. Vor allem benötigen wir und alle vergleichbaren Kultureinrichtungen staatliche Hilfen. Benötigt wird ein großzügig ausgestalteter Nothilfefonds, der die besonderen Bedingungen der Kulturszene berücksichtigt, also die ganze bunte Vielfalt all der Menschen, die das Land mit dem Grundnahrungsmittel „Kultur“ versorgen. Es braucht außerdem einen unkomplizierten Zugang für gemeinnützige Träger zu Wirtschaftshilfen und die Übernahme von Garantien für freie Träger durch den Staat.

Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, hat es dieser Tage auf den Punkt gebracht:

Der Kulturbereich spürt die verheerenden Wirkungen der Seuche gleich dreifach. Wie alle Menschen sind wir von gesundheitlichen Risiken der Pandemie betroffen, zusätzlich können viele Kulturschaffende ihrer Arbeit, die sehr oft viel mehr als nur Broterwerb ist, nicht mehr nachgehen und die wegbrechenden Einnahmen bringen viele Kulturunternehmen und Solokünstler in existenzielle Not.

Das Soforthilfepaket der Bundesregierung und des Freistaates ist ein erster Schritt, die besonderen Bedingungen der Kulturbetriebe und Soziokulturellen Zentren sind darin allerdings nicht berücksichtigt und die Lösungsvorschläge sind noch oberflächlich, unverbindlich und eher wenig überzeugend.

Fördermittel in Gefahr

Reduzierte Eigenmittelerwirtschaftungen kommen den Verein in zweifacher Hinsicht teuer zu stehen. Einerseits schmälern sie bedrohlich die Liquidität, andererseits gefährden sie zusätzlich die Verwendung bewilligter Fördermittel. Ein Großteil der Fördermittelbescheide werden anteilig am Projekthaushalt bewilligt. Ein sinkender Haushalt bedeutet zusätzlich Mindereinnahmen durch Fördermittel. Anderseits müssen bei allen Fördermitteln Eigenmittel ausgewiesen werden. Sind diese aber nicht mehr zu erwirtschaften, besteht die Gefahr, dass Fördermittel nicht mehr umfänglich ausgezahlt werden. Ein Teufelskreislauf den momentan nur wenige Fördermittelgeber im Rahmen ihres Ermessens kulant zu Gunsten der Betroffene interpretieren.

Was passiert mit den Spenden?

Das Geld wird benötigt, um Einnahmeverluste durch ausbleibende Ticketverkäufe und Vermietungen sowie geschlossener Gastronomie zu kompensieren. So können wichtige Anteile zur Co-Finanzierung von Fördermitteln aufgebracht und laufende Betriebskosten weiterhin gezahlt werden. Somit wird in erster Linie der Fortbestand des Vereins Alter Gasometer gesichert.

Geschlossen, und nun? Kein Stillstand bei uns!

Bis vorerst zum 3. Mai ist unser öffentlicher Betrieb untersagt. Das heißt allerdings nicht, dass wir jetzt herumsitzen und Däumchen drehen. Aber was steht an, wenn wir keine Veranstaltungen und Projekte durchführen? Die Antworten auf diese Frage sind überraschend vielfältig. In unserem Blogbeitrag “Kein Stillstand im Alten Gasometer” kann man nachlesen, was wir momentan machen.

Fördermittel müssen abgerechnet werden, neue Konzepte sind zu entwickeln und Veranstaltungen umzubuchen. Technik wird gewartet, Reinigungen und Desinfizierungen erfolgen, begonnene Renovierungen von Räumen und angefangene Umrüstungen von Haustechnik muss zum Abschluss gebracht werden.

Doch damit gibt sich der Verein Alter Gasometer nicht zufrieden.

Der Bereich Kulturarbeit ist neben dem Verschieben von Veranstaltungen bereits dabei, das Programm ab Herbst mit vielen interessanten Künstlern zu füllen. Die Planungen gehen hierbei schon weit in das Jahr 2021 hinein. Für das Kino Casablanca wurde eine „video on demand“-Möglichkeit geschaffen, damit man auch Zuhause Filmperlen genießen kann und das Kino dabei auch noch finanziell unterstützt wird.

Die Jugendarbeit liegt ebenso wenig brach, denn wenn man die Jugendlichen nicht vor Ort oder – im Falle des Streetworkteams – auf der Straße trifft, dann gibt es noch andere Wege. Neben der Beratung per Telefon oder E-Mail haben wurde ein virtueller Jugendtreff über die Plattform „Discord“ entwickelt. So können sich die Jugendlichen, statt in den realen Jugendtreffs, nun vorerst hier treffen. Die Sozial- und Kulturpädagogen des Vereins sind natürlich als Moderatoren mit dabei und bei Problemen gibt es auch die Möglichkeit zu privaten Gesprächen. Außerdem gibt es im neuen virtuellen Jugendtreff kleine Videopodcasts aus dem Historischen Dorf, Lern- und Quizbereiche sowie eine virtuelle Minecraft Welt unter dem Thema „Zwickau 2020 – mitgestalten“.

Im Historischen Dorf wird weiter gebaut. Es entsteht ein Biotop und Tierställe für das Projekt „Grünes Klassenzimmer“.

Auch die Demokratiearbeit ruht nicht, denn es werden verschiedene Veranstaltungen vorbereitet. So schaut man zum Beispiel schon in den Herbst – es gilt das 2. Zwickauer Bürgerfest am 3. Oktober und die Novembertage vorzubereiten. Des Weiteren sind ein Podcast mit interessanten Themen und Interviewpartnern sowie eine Online-Variante des beliebten Kneipenquiz in Vorbereitung. Ganz nebenbei organisiert das Team auch noch eine Nachbarschaftshilfe, damit Menschen in Quarantäne zum Beispiel mit Einkäufen geholfen werden kann.

Natürlich ist das nicht alles, denn zusätzlich werden fleißig Mund-Nase-Masken genäht. Die Masken werden natürlich für unsere Mitarbeiter produziert aber u.a. auch für das Heinrich-Braun-Klinikum, die Einrichtungen der Diakonie Stadtmission Zwickau e.V. und weitere unserer Partner und Nachbarn.

Eine Social-Media-Kampagne mit Tipps und Informativem zur Corona Krise läuft im 3-tägigen Wechsel.

Uns wird also nicht langweilig, denn Soziokultur findet immer Wege, sich in die Gesellschaft einzubringen: Selbst, wenn man nicht nach draußen kann!

Mit Herz und Verstand – #wirgemeinsam

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LEERE STÜHLE. LEERE BÜHNEN. auch in Zwickau.

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