Die Zwickauer Novembertage sind Geschichte – Erfolgreiche Spendenaktion der Zivilgesellschaft

Dienstag
21 Dez
2021

Die Zwickauer Novembertage sind im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte. Der Alte Gasometer, das Theater Plauen Zwickau und die Menschen Zwickaus setzten sich in den zurückliegenden Wochen auf unterschiedlichste Art und Weise mit der Geschichte ihrer Stadt und des Landes auseinander.

Der Schwerpunkt in diesem Jahr lag bei der Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und dem Gedenken an deren Opfer. So jährte sich die Enttarnung des NSU am 4. November zum zehnten Mal. Aus diesem Grund schlossen sich die Zwickauer Novembertage mit der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Kein Schlussstrich!“, an der sich 15 Städte beteiligten, zusammen.

Unter dem Motto „Kein Schlussstrich! meets Novembertage“ veranstalteten der Alte Gasometer und das Theater Plauen Zwickau mittels unterschiedlicher Veranstaltungsformate wie Konzerte, Ausstellungen, Theater, Diskussionsrunden und Kino ein buntes Programm. Das Programm durch Veranstaltungen komplettiert, die sich mit der Aufarbeitung und Entstehung von Fremdenfeindlichkeit und dem gesellschaftlichen Umbruch zur Wende befassten. So wurden pünktlich zum 32. Jahrestag des Mauerfalls, am 09.11. der Film „Besetzer Traum“ im Saal des Alten Gasometers gezeigt, eine Dokumentation gedreht in Zwickau kurz nach der Wende. Die Kamera begleitete knapp zwei Jahre lang eine Gruppe von Zwickauer Bürger*innen, die für die Freiheit auf die Straße gegangen waren. Das Besondere: Sowohl der Regisseur Robert Krieg, als auch fünf der damaligen Protagonist*innen waren am Abend anwesend. Insgesamt fanden ab dem 21. Oktober knapp 20 Veranstaltungen mit mehr als 1.200 Gästen statt.

Der wohl wichtigste Bestandteil war dabei der städtische Gedenktag an die Opfer des NSU im Dom, der Innenstadt und am Gedenkhain. In diesem Zuge sammelten der Alte Gasometer in einem Spendenaufruf über 4.000€ für eine ganz besondere Gedenkaktion, dem „Wachsenden Gedenken“. Ausgehend vom Bild der Bäume des Zwickauer Gedenkortes für die Opfer des NSU nahm man Kontakt zu allen Städten auf, in denen der NSU Menschen ermordet hatte. Vertreter*innen der Zwickauer Zivilgesellschaft wollten junge Bäume zum Gedenken an die Ermordeten in jene Städte senden. Mit den Städten Heilbronn, Nürnberg und Hamburg kam es in der Folge zu einem intensiven Austausch, sodass am 4. November drei Bäume ihre symbolische Reise begangen. Im kommenden Jahr werden die Bäume in mahnender Erinnerung an die Opfer in diesen Städten gepflanzt. „Viele Akteure in Zwickau sind sich darüber einig, dass sich aus der Stigmatisierung der Mulde-Stadt als „NSU-Stadt“ Verpflichtung und Chance gleichermaßen ergeben. Wenn man das Image der Stadt aufbessern will, dann durch solche Aktionen und nicht durch Schweigen oder Wegducken. Zwickau kann deutschlandweit eine Vorreiter-Rolle im Umgang mit der eigenen dunklen Stadtgeschichte einnehmen und sollte sich daher auch der Diskussion um ein in Deutschland wissenschaftliches Bildungszentrum in der Stadt nicht verschließen. Das ist neben der moralischen Verpflichtung auch eine große Chance für Zwickau als Bildungs-, Tourismus und Wirtschaftsstandort.“, so Mitorganisator Matthias vom Alten Gasometer. Die Unterstützung der sächsischen Landesregierung hat die Region dabei auf jeden Fall, die dies in ihrem Koalitionsvertrag fest verankert hat und zur weiteren Entwicklung der Idee und eines solchen Konzeptes einen Förderbescheid in Höhe von 95.000€ an den RAA e.V. (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V.) übergeben hat.

Die Novembertage sind seit 2012 fester Bestandteil der Erinnerungskultur Zwickaus. Der Demokratiebereich des Soziokulturellen Zentrums Alter Gasometer e.V. beschäftigt sich gemeinsam mit Akteuren der Zivilgesellschaft und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region um die thematische Aufarbeitung wichtiger Ereignisse, die im Monat November stattfanden. Im Fokus stehen dabei beispielsweise die Reichspogromnacht, der Friedliche Revolution und die Machenschaften des Terrornetzwerks NSU.

Erste „Blüte“ am Wachsenden Gedenken

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