Projektgruppe „GESCHICHTE“ initiiert die Verlegung fünf weiterer Stolpersteine in Zwickau

Mittwoch
29 Jun
2022

Seit 2003 erinnern in Zwickau Stolpersteine an Menschen, die während der NS-Diktatur getötet, misshandelt oder vertrieben wurden. Die Projektgruppe „Geschichte“ des KKG, betreut von Dorit Seichter, hält diese Art der Erinnerung am Leben.

Gedenken, Mahnung und Versöhnung – Diesen schnell dahergesagten Auftrag haben die aus Messing hergestellten Quader. Seit 1996 verlegt der Künstler Gunter Demnig die sog. „Stolpersteine“ um an die Menschen hinter den Gräueltaten des NS-Regimes zu erinnern.

Derzeit sind in Zwickau 37 Steine gesetzt, zuletzt am Dienstag im Poetenweg 9. Erinnern werden die Steine an die, in die Ferne, vertriebene Familie Mannes. Kalman Mannes, Fani Mannes, Ruth Cilly Nelki (geb. Mannes) und Siegfried Salomon Mannes lebten ab 1910 in Zwickau. Dort betreiben sie ein Molkerei- und Käsegeschäft. Noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird die Familie in ihrem Zuhause von der SA überfallen. Die Frauen werden in die Küche gedrängt, Kalman Mannes wird mit Stöcken, Stiefeln und Fäusten geschlagen. Die SA-Verbrecher schleppen ihn in das „Braune Haus“ und zwingen ihn einen Sarg zu nageln. Mit gebrochenem Kiefer, ausgeschlagenen Zähnen und Augenverletzungen entlassen ihn die Nazis nach Hause. Der durch sein Studium bereits emigrierte Sohn Siegfried veranlasst in London die Emigration seiner Eltern und Geschwister und holt die Familie schlussendlich nach England.

Diese Erfahrungen traumatisierten Ruth Cilly Nelki so sehr, dass sie an posttraumatischen Attacken litt und bis zu ihrem Tod in einer Anstalt behandelt werden musste.

An dieses Leid haben die Schüler der Klasse 11 des KKG erinnern wollen und gemeinsam mit Frau Seichter eine ehrwürdige Zeremonie organisiert. Die im Poetenweg anwesenden wurden mit Chello-Klängen empfangen und anhand einer zweisprachigen Lesung über den Anlass des Projektes informiert. Im Zuge einer szenischen Darstellung der Schüler, wurden dann die Steine vor dem Haus enthüllt.

„Es war sehr bewegend. Ich fühle mich verbunden mit Deutschland und der Geschichte meiner Familie, in einer Weise, die ich zuvor nicht empfand.“  (Bella Alice Schrader, Nachfahrin von Kalman und Fani Mannes)  

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