Die Zwickauer Novembertage sind Geschichte
Samstag
26 Nov
2022
Wie geht’s nun weiter?
Die Novembertage in der Region sind sprichwörtlich Geschichte und haben endlich wieder viele Menschen miteinander ins Gespräch gebracht. Der Alte Gasometer e.V., viele Vereine aus dem Demokratiebündnis und viele Menschen Zwickaus setzten sich in den zurückliegenden Wochen auf unterschiedlichste Art und Weise mit der Geschichte ihrer Stadt und des Landes auseinander. Mehr als 3000 Gäste haben bei mehr als 30 Veranstaltungen ein vielschichtiges Programm erlebt. Kino, Konzerte, Stadtführungen, Ausstellungen, Lesungen, Workshops, Dialogformate im Rathaus – die Formate gingen dabei weit über klassisches Gedenken hinaus, welches am 04.11. und 9.11. zu ehren der Opfer des NSU und der Pogromnacht 1938 stattfand.
Hängen bleibt aber vor allem ein Ergebnis: Die Debatte um das Gedenken an die Opfer und die Aufarbeitung des NSU-Komplexes ist in Zwickau auf einer neuen Ebene angelangt. Bei zwei Bürgerdialog-Abenden fanden sich mehr als 100 Personen ein, die sachlich moderiert durch die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung verschiedenste Fragestellungen, Ängste und Wünsche diskutierten. Dieser Prozess wird im kommenden Jahr in zwei weiteren Abenden fortgesetzt, um bestenfalls mit einem Konsens aus der interessierten Zivilgesellschaft weiterarbeiten zu können.
„Erfreulich ist auch, dass große Vereine und Einrichtungen an den Novembertagen mitwirkten und als Multiplikatoren des Programms und der Inhalte auftraten. Der FSV Zwickau, der Filmpalast Astoria, die Zwickau Arcaden – das sind wichtige Partner, die wir hinzu gewinnen konnten!“, so Koordinator Matthias Bley. Damit spielt er auf die Ausstellung zur Jüdischen Sportgeschichte an, die in den Zwickau Arcaden zu sehen war und mit Begleitprogramm mehr als 1.000 Gäste anlockte. Dazu gehörte u.a. ein an drei Tagen ausverkauftes Schul- und Ferienkino für Zwickauer Schulen und Nachwuchsmannschaften des FSV Zwickau im Filmpalast Astoria. Die Arbeit und Recherche zur Ausstellung wurde zusätzlich von einem Fund zur Zwickauer Stadt- und Sportgeschichte geprägt: ein Foto der Fußballmannschaft des jüdischen Turnvereins „Hatikwah“ Zwickau, neben Makkabi Zwickau der einzige bekannte jüdische Sportverein der Stadt. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur Stadtgeschichte geleistet und aufgezeigt, dass jüdisches Leben hier in Zwickau Alltag war!
„Die Novembertage werden nachwirken, sowohl beim Thema NSU-Aufarbeitung, als auch bei dem Thema Jüdische Geschichte, wo in Zusammenarbeit mit dem Zwickauer Stadtarchiv eine Veröffentlichung aller Erkenntnisse in der Schriftenreihe „Cygnea“ geplant ist.“, so Johannes Brandt aus dem Koordinierungsbüro.