Zwickauer Gruppe besucht Gedenken für Halit Yozgat in Kassel

Montag
10 Apr
2023

Zum 17. Jahrestag der Ermordung von Halit Yozgat, machte sich eine kleine Reisegruppe aus Zwickau auf dem Weg nach Kassel. 1985 wurde er in Kassel geboren und am 06. April 2006 aus rassistischen Motiven im Internetcafé seiner Familie ermordet. Er war das 9. Todesopfer des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU). #keinschlussstrich

Yozgat eröffnete mit seinem Vater ein Internetcafé, ging zur Abendschule und wollte Informatik studieren. Doch Yozgat wurde von rechten Terroristen ermordet. In tiefe Abgründe lässt auch blicken, wenn man sich vor Augen führt, dass zum Tatzeitpunkt der hessische V-Mann-Führer Temme anwesend gewesen sein muss. Danach hieß es sogar, dass er beim Verlassen des Tatorts Geld auf den blutüberströmten Tresen gelegt habe. Vom Mord will er aber nichts mitbekommen haben.

Halit Yozgat hinterlässt Angehörige, die kämpfen. Für Aufklärung, für Erinnerung, für Veränderung. Schon am 6. Mai 2006 forderten Familie und Freund*innen auf einer Demo in Kassel: Kein zehntes Opfer! Danach sahen und sehen wir eine Politik, die Unterlagen unter Beschluss hält und eine Gesellschaft in der Rassismus weiterhin Alltag ist.

Vor Ort kamen sie mit Angehörigen und zivilgesellschaftlich engagierten Menschen ins Gespräch und nahmen am Gedenken Teil. Sie besuchten den Hof der Carl-Anton-Henschel-Schule. Hier besuchte Halit Yozgat die Grundschule und vor einem Jahr wurde im Rahmen des Projekts „Wachsendes Gedenken“ ein Baum zur Erinnerung für ihn gepflanzt. Mit diesem Baum wollen Zwickauer Menschen ein Zeichen der Anteilnahme und Solidarität mit den Angehörigen von Halit Yozgat setzen.

Anschließend besuchten sie eine Ausstellung zu Tathintergründen und der Gedenk- Erinnerungsarbeit für Halit Yozgat im „Infoladen … an der Halitstraße“. Dieser liegt an der Holländischen Straße und heißt so, da die Familie und verschiedene gesellschaftliche Akteure eine Umbenennung dieser Straße fordern. Dies ist jedoch nicht so einfach, da die Holländische Straße eine der längsten in Kassel ist und der Name auch mit wichtigen geschichtlichen Ereignissen verbunden ist. Immerhin befindet sich wenige 100 Meter vom Infoladen und dem Tatort entfernt der Haltplatz. An diesem besuchten sie die offizielle Gedenkfeier. Auf dieser sprachen neben offiziellen Vertretern, auch sein Vater Ismail Yozgat und Barbara John die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer des NSU.

Zum Abschluss der Fahrt traf sich die Gruppe mit dem hessischen Landtagsabgeordneten Torsten Felstehausen. Dieser berichtete über die Aufarbeitung der Morde an Halit Yozgat und Walter Lübcke und zeigte Kontinuitäten rechter Gewalt auf.
Dank der Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie, des DGB und des Roten Baumes konnten die Teilnehmerinnen viele interessante Eindrücke in Kassel sammeln.

Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch die Zwickauer Partnerschaft für Demokratie. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit
Steuermitteln auf Grundlage des von Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Die Veröffentlichung stellt keine
Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.

Mo Asumang im Gespräch mit Plauener Courage-Schule

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