Zwölfte Ausgabe der Novembertage: Erstmals Hinterbliebene von NSU-Todesopfer in Zwickau

Mittwoch
23 Okt
2024

Schicksalshaft und geschichtsträchtig, aber alles andere als gestrig: Der November steht wie kaum ein anderer Monat für deutsch-deutsche Geschichte. Von der Reichspogromnacht am 9. November 1938 über den Mauerfall im Jahr 1989 bis zur (Selbst-)Enttarnung des NSU am 4. November 2011 – mit der Veranstaltungsreihe NOVEMBERTAGE soll gemeinsam an die historischen Ereignisse erinnert werden, die dieses Land und auch diese Stadt bis heute prägen.

Nationalsozialismus und Menschenfeindlichkeit, Zwänge und Freiheiten vor und nach der Friedlichen Revolution, Kontinuitäten rechten Terrors bis ins Hier und Jetzt. Ausstellungen, Lesungen, Gesprächsrunden, (Schul-)Kino und Musik, Gedenkveranstaltungen, Erinnerungen an den Todesmarsch von Mülsen im Jahr 1945 oder die so genannten Baseballschlägerjahre der 90er Jahre und der erstmalige Besuch von Hinterbliebenen eines Todesopfers des NSU: Die Novembertage von Sonntag, 27. Oktober bis Freitag, 29. November bieten bereits zum zwölften Mal ein prall gefülltes Programm mit mehr als 30 Veranstaltungen in Stadt und Landkreis Zwickau.

Gleich zum Start der ersten Woche blicken am 29. Oktober der Alt-Präsident des FSV Zwickau und ehemaliger Produktionsdirektor im Sachsenring, Wolfgang Neef, sowie Reinsdorfs Bürgermeister Steffen Ludwig zurück auf ein Zwickau im Wandel der Wendezeit. Zum Abschluss der Novembertage am 29. November kann man Bestseller-Autor Dirk Oschmann („Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“) erleben. Dazwischen gibt es viele weitere Highlights wie zum Beispiel ein Novembertage-Kino-Spezial im Filmpalast Astoria. Darüber hinaus sind auch die verschiedenen Gedenktage in die Veranstaltungsreihe eingebunden.

HIGHLIGHT Nr. 1: Erstmalig Angehörige von Getöteten des NSU-Komplex in Zwickau

Am 4. November 2011 explodierte in der Zwickauer Frühlingsstraße um 15.08 Uhr ein Haus – je nach Lesart die Enttarnung oder Selbstenttarnung des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Seit diesem Tag ist viel passiert, doch reicht es aus Sicht der Hinterbliebenen? Mit Mandy Boulgarides kommt zum allerersten Mal die Angehörige eines Todesopfers nach Zwickau. Mit Mehmet O. berichtet zudem eines der ersten Opfer des NSU über den rechten Terror und seinen Kampf um Anerkennung. Bei der Gesprächsrunde am 2. November in der Zwickauer Kulturweberei (Seilerstraße) soll damit die Perspektive der Betroffenen sichtbar werden. Beginn ist 20.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

HIGHLIGHT Nr. 2: Erstmalig Zwickauer Zeitzeugenrunde zu Baseballschlägerjahren

Lange her oder eben auch nicht: Die 90er Jahre sind für manche weit weg, für andere aktuell erschreckend nah. Straff gekämmter Seitenscheitel, Bomberjacke, Springerstiefel. Vor allem aber das Gefühl, als (junger) Mensch – der aufgrund von Hautfarbe oder alternativem Kleidungs- oder Lebensstil vermeintlich nicht ins Bild passt – nicht sicher sein zu können auf den Straßen der eigenen Heimatstadt. Wohl zum ersten Mal überhaupt tauchen Menschen aus Zwickau und der Region öffentlich gemeinsam in ihre Erinnerungen an diese Zeit voller alltäglicher Gewalt ein. Die Talkrunde über eine Zeit, die weit ins Heute reicht, findet statt am Sonntag, 24. November auf der Hinterbühne des Gewandhauses im Theater Plauen-Zwickau. Beginn ist 17.00 Uhr. Eintritt frei.

HIGHLIGHT Nr. 3: Lesung und Streitgespräch mit Dirk Oschmann und Valerie Schönian

„Der Osten: eine westdeutsche Erfindung?!“ Darüber kommen Bestseller-Autor Dirk Oschmann und Valerie Schönian, Verfasserin von „Ostbewusstsein“ am 29. November ins sicher spannende Streitgespräch. Sehr unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Ost-West sind garantiert. Beginn ist 19.00 Uhr im Alter Gasometer e.V. Ursprünglich sollte die Lesung mit Dirk Oschmann bereits im Rahmen des Viele Wege Festivals 2024 stattfinden, krankheitsbedingt musste sie verschoben werden. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Der Eintritt kostet 6,50 Euro.

Die Novembertage sind eine Veranstaltung vom Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region und werden von einer Vielzahl von Akteuren getragen. Koordiniert wird die Veranstaltungsreihe über den Demokratiearbeitsbereich des Alter Gasometer e.V. Mit freundlicher Unterstützung des Landkreises Zwickau, der Stadt Zwickau, des Landesprogramms „Weltoffenes Sachsen“, des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ und vieler weiterer Partner.

HIER geht’s zum digitalen Programmflyer.

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