Autorinnenlesung und Buchbesprechung mit Eva Schörkhuber

Tuesday
12 Oct
2021

Die Kunstplantage Zwickau e.V. ist im Wesentlichen für Musikveranstaltungen zwischen Konzert und Rave, Graffiti und soziale Projekte bekannt. Neben Kleidertausch- und Flohmärkten ergeben sich aber auch andere „leise“ Aktionen, die inhaltlich die Bandbreite zu erreichender Adressat*innen erweitern sollen. Dabei spielen auch literarische Kulturangebote für den Verein in der Organisation des Jahreskalenders eine Rolle. Über das Lesen und Zuhören können wir entschleunigen, uns bisher unbetrachteten Themenfeldern widmen und in phantastische Welten abtauchen, die Distanz zum Alltag verschaffen. Literatur bedeutet dabei Bildung. Literatur bedeutet auch Kreativität.

Mindestens einmal im Jahr veranstaltet die Kunstplantage in diesem Zusammenhang einen partizipativ gestalteten Literaturabend, bei dem eigene Texte, aber auch Passagen aus dem Lieblingsbuch einander vorgelesen werden. Oft stehen diese Mitmachaktionen unter einem Motto, an das sich die Besucher*innen mehr oder weniger halten können. So gab es schon eine Lesung über die Liebe, wo es zwischen Kurzgeschichten aus Charles Bukowskis Fuck Machine und dem Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry viel Raum für Bücher und Texte gab. Weiter wurden in der Vergangenheit Themen wie Sozialfiktion, Freundschaft, Kindheit oder Menschlichkeit als Grundlage für die Veranstaltung herangezogen. Zudem bietet der Verein den Besucher*innen des Geländes Am Brückenberg 10 seit diesem Jahr in regelmäßigen Abständen auch Hörspielstationen mit ausgewählten Audiobüchern an. Neben der Möglichkeit Tischtennis oder Billard zu spielen, konnten die Besucher*innen so an ausgewählten Mittwochen den Gedanken und Niederschriften verschiedener Auto*innen lauschen. Als literarisches Glanzlicht organisierte die Kunstplantage am 14.09.2021 mit der Unterstützung der Zwickauer Partnerschaft für Demokratie eine Autorinnenlesung mit Eva Schörkhuber.

Die Gerissene

Im Februar dieses Jahres erschien der neue Roman Die Gerissene von Eva Schörkhuber bei Edition Atellier. Die Österreicherin studierte Germanistik und Komparatistik in Wien und Marseille. Sie unterrichtete darauf in Oran und Algier und ist als Herausgeberin, Lektorin, Dramaturgin, Autorin und Dozentin tätig. Zudem ist sie u.a. Redaktionsmitglied bei PS – Politisch Schreiben und Mitglied im Papiertheaterkollektiv Zunder. Im Jahr 2017 promovierte Schörkhuber zum Thema Archiv- und Gedächtnistheorien. Aktuell lebt und arbeitet sie in Wien.
Die Gerissene von Eva Schörkhuber beschreibt eine junge Frau auf der Suche nach Selbstbestimmung und ihrem Platz in der Gesellschaft. Auf ihrer Reise zu sich selbst reist sie
durch die Welt. Dabei trifft sie auf große gesellschaftliche Probleme und Ungerechtigkeiten, mit denen sie sich aktiv auseinandersetzt. Sie gründet in Frankreich ein kleines Unternehmen, das mit
Upcycling der Konsumflut begegnet, arbeitet in Nordafrika in einem Flüchtlingscamp mit. Sie will verändern und helfen. Am Ende ihrer Reise gründet sie ihre eigene Bewegung, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Die Lesung

Das Wetter im September ist nicht das Beständigste. Weil die Prognosen für die Open Air Lesung auf der Kunstplantage nicht so rosig waren, entschieden sich die Organisator.innen der Lesung, nach drinnen auszuweichen. Dankbarer Weise erklärte sich die Kevin Brewery bereit, die Autorin, Moderatorin und die Gäste für die Zeit der Veranstaltung bei sich aufzunehmen. Circa 20 Personen folgten der Einladung in die Kulturweberei, wo es frisches Kevinbier, aber auch Limo für das leibliche Wohl gab. Die Lesung wurde von Franziska Rauscher, die den Abend moderierte, eingeführt. Die Lesung war gut vorbereitet und wurde durch die beiden Frauen an den Mikrofonen sehr dialogisch gestaltet. Mit einem Wechsel aus Lesepassagen und Moderation wurden der Roman und seine Inhalte sehr plastisch und offen dargestellt. Es ergaben sich wunderbare Gespräche mit dem Publikum durch direkte Nachfragen und sicher auch kleine Fachsimpelein zu literarischen, aber auch sozialen Themen. Auch (un-)beabsichtigten Wirkungen des Geschriebenen auf die Zuhörer*innen wurden besprochen. Mit Eva Schörkhuber hatten wir das Glück, nicht nur eine hervorragende Autorin für unsere Veranstaltung zu gewinnen, sondern auch eine wunderbare Frau, die zwischen Feminismus, Sozialwissenschaft und Politik eine sehr anschauliche und verständliche Sprache spricht, die jede*n da abholen kann, wo sie*er gerade steht.

Gefördert wird das Projekt im Rahmen desBundesprogramms „Demokratie leben!“ durch die Zwickauer Partnerschaft für Demokratie. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit
Steuermitteln auf Grundlage des von Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

„Projekt zum Mut-Machen“

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